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Der Kreml versucht weltweit, das Denken zu vergiften

April 27, 2023

Die Propagandamaschine des Kreml setzt ihre unerbittlichen weltweiten Bemühungen fort, die Gedanken der Menschen zu vergiften – ob durch die Manipulation von Fakten zum Thema Ernährungssicherheit oder indem sie der Ukraine das Existenzrecht als Volk und Staat abspricht.

Am 26. April jährte sich die Atomkatastrophe von Tschernobyl zum 37. Mal. Wie die sowjetischen Vorgänger bestreitet auch die aktuelle russische Führung unter anderem, dass die militärischen Aktionen Russlands rund um das Atomkraftwerk in Saporischschja gefährlich sind, und verbreitet stattdessen reine Fantasie, Manipulationen, Hirngespinste und Lügenmärchen.

Laut aktuellen Gallup-Umfragen ist es Russland jedoch trotz der Flut an Falschinformationen nicht gelungen, die Menschen weltweit zu überzeugen. Russlands jüngste Handlungen wurden auf der ganzen Welt verurteilt, wodurch die globale Zustimmungsrate des Kreml drastisch auf 21 Prozent sank.

Im wöchentlichen Desinformationsbericht geht es um die jüngsten Manipulationen des Kreml bezüglich der weltweiten Ernährungssicherheit und die Verbreitung militärischer Märchen durch seine Propaganda. Außerdem dekonstruieren wir aufs Neue eine der gefährlichsten Lügen des Kreml: die Nichtanerkennung des Existenzrechts der Ukraine sowie der Ukrainerinnen und Ukrainer.

Die Europäische Union bricht zusammen – mal wieder

Wir beobachten seit Langem die weltweiten zynischen Versuche der Informationsmanipulation durch Russland, das Falschinformationen im Hinblick auf die globale Ernährungssicherheit verbreitet.

Laut dem Kreml hat die erfolgreiche Öffnung von Solidaritätskorridoren durch die Europäische Union, damit ukrainisches Getreide auf die weltweiten Lebensmittelmärkte gelangt, nicht nur zu verstärkten Spannungen zwischen Mitgliedstaaten geführt, sondern wird den Zusammenbruch der Europäischen Union zur Folge haben. Im Rahmen der Kampagne hat das Manipulationsnetzwerk des Kreml erneut fingiertes Material verbreitet, dieses Mal ein nicht existierendes Titelblatt der angesehenen deutschen Wirtschafts- und Finanzzeitung Handelsblatt.

Diese Manipulation erinnert an das Weltuntergangsszenario, das der Kreml während der Covid-19-Pandemie verbreitete. Die EU war damals der Herausforderung angeblich nicht gewachsen und – ja, richtig geraten – stand kurz vor dem Kollaps. Das Beharren auf dem unvermeidlichen Zusammenbruch der EU nahm zu, je schlimmer die Gesundheitskrise in Russland wurde, die zu einer Übersterblichkeit von etwa 1.000 Menschen pro Tag führte. (Lesen Sie hier unsere Berichte dazu.)

Das Vorhersagen des Niedergangs anderer oder das Verunglimpfen von Gegnern ist eine reflexartige Reaktion des Kreml, um die Aufmerksamkeit von innenpolitischen Problemen wie dem nicht erreichten schnellen Sieg sowie den steigenden Opferzahlen in der Ukraine abzulenken.

Leere Worte Russlands ernähren die Hungernden nicht

In noch gefährlicheren Desinformationskampagnen des Kreml wird behauptet, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten gelänge es nicht, die Bedürftigen in Afrika zu ernähren. Dies widerspricht der Tatsache, dass der mehrgleisige Ansatz der EU aus Solidarität, nachhaltiger Produktion, Freihandel und globaler Kooperation das Problem durch konkrete Maßnahmen in der EU und weltweit angeht.

Diese toxische Unwahrheit verschleiert zudem, dass der russische Einmarsch in der Ukraine, deren Exporte bis dahin 400 Millionen Menschen ernährten, die weltweiten Lebensmittelmärkte destabilisiert hat und die Preise aufgrund höherer Kosten für Produktion, Transport und Frachtversicherung nach oben treibt. Die Auswirkungen zeigen sich besonders in einigen der ärmsten Länder und schwächsten Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika und darüber hinaus.

Die russischen Streitkräfte haben große Lebensmittelvorräte, Produktions- und Lagereinrichtungen sowie Verarbeitungs- und Transportkapazitäten in der Ukraine zerstört, wie Bilder von bombardierten Getreidesilos und Hafenanlagen zeigen. Wir haben über dieses Thema letztes Jahr in unserem Artikel zur Ernährungssicherheit und in einem Video ausführlich berichtet.

Lawrow auf Reisen

Anstatt all diese Lügen zu verbreiten, könnte Russland einen echten Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit leisten, indem es den illegalen Krieg in der Ukraine beendet und seine Streitkräfte hinter die international anerkannten Grenzen der Ukraine zurückzieht.

Stattdessen schickt Moskau seinen Außenminister Lawrow, um die Wahrheit zu verschleiern und Länder auf der ganzen Welt von der Unschuld Russlands zu überzeugen. Dazu nutzt er einige simple Methoden aus der Trickkiste der Manipulatoren: Täuschen, Leugnen und Ablenken.

All diese Spielchen, obwohl wir alle die wahren Ergebnisse der Handlungen Russlands kennen.

Weitere Neuigkeiten zu Desinformation in dieser Woche:

  • Russland hat einen geheimen NATO-Bunker in der Ukraine zerstört. Wenn der Propaganda-Abteilung des Kreml die Wahrheit nicht gefällt, ersetzt sie sie durch Hirngespinste. Die Wahrheit ist, dass Russland weiterhin viele unschuldige Zivilisten tötet. Aber in den Träumen der Propagandisten zerstören russische „Wunderwaffen“ geheime NATO-Befehlszentralenbunker mit Hunderten von Offizieren, darunter viele von westlichen Verbündeten. Also warum nicht einen obskuren Internetartikel verbreiten, in dem es heißt, so etwas sei tatsächlich geschehen? Auch wenn das natürlich nicht der Fall war. Sie können die Entlarvungen hier lesen und hier finden Sie weitere Informationen.
  • Die USA versuchen, eine universelle Biowaffe zu entwickeln. Dies ist Teil der Manipulationskampagne des kremlfreundlichen Desinformationsnetzwerks rund um Biowaffen und Biolabore und wurde wiederholt von anderen und von uns widerlegt. In diesem Fall befindet sich die Zielgruppe in Georgien, aber es gibt ähnliche Fälle, beispielsweise in der Ukraine, in Kasachstan und in Armenien. Die Propaganda-Maschine des Kreml versucht hier, Kooperationen zur Reduzierung biologischer Gefahren als etwas Unheilvolleres darzustellen. Das Ausnutzen von Tabus und Urängsten im Zusammenhang mit Biowaffen zielt darauf ab, antiwestliche Haltungen zu fördern und eine weitere falsche Rechtfertigung des russischen Angriffs auf die Ukraine zu liefern.
  • Die Ukrainer sind historisch gesehen Russen und müssen vor westlichem Imperialismus geschützt werden. Diese in französischer Sprache verbreitete und speziell an Zielgruppen in Afrika gerichtete Desinformation ist eine echte Giftpille. Durch solche kremlfreundlichen Falschinformationen soll den Ukrainerinnen und Ukrainern nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern auch ihre Identität und Volkszugehörigkeit abgesprochen werden. Damit jedoch noch nicht genug. Es wird außerdem versucht, ihnen ihre Handlungsmacht zu nehmen, und sie werden auf chauvinistische Art und Weise als Objekte dargestellt, die den Schutz des Kreml benötigen. Insgesamt ist dies ein fehlgeschlagener Versuch, die nicht zu rechtfertigende russische Invasion in der Ukraine zu legitimieren. Das Sahnehäubchen bildet der Angriff auf westliche Nationen, die als Imperialisten dargestellt werden, was jedoch vielmehr auf die Verbreiter solcher Desinformationen zutrifft. Die wahre imperialistische Haltung legt Russland an den Tag, wie der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Josep Borrell in seiner Rede in München sagte.