Desinformationsangriffe auf Staatsbedienstete und öffentliche Institutionen

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In den vergangenen Wochen kam es zu einer neuen Welle von Desinformationsangriffen gegen europäische Staatsbedienstete sowie öffentliche Institutionen durch kremlnahe Desinformationsakteure. Dieses Mal kommen diese Angriffe nicht ausschließlich aus Russland, sondern auch das belarussische Regime ist involviert.

Am 4. September hat ein Telegram-Account ein Video veröffentlicht, in dem Außenministerin Annalena Baerbock Rumänien angeblich dafür dankt, den Export von „kokainischem Getreide“ aus der Ukraine zu steigern. RT hat das Video schnell weiterverbreitet und es wurde über 166 000-mal angesehen. Auch Wladimir Solowjow, der für seine Propaganda bekannt ist, hat das Video geteilt, sodass es weitere 250 000-mal aufgerufen wurde.

Das ursprüngliche Video einer gemeinsamen Pressekonferenz von Annalena Baerbock und der rumänischen Außenministerin Luminita Odobescu, das vom Auswärtigen Amt veröffentlicht wurde, wurde von kremlnahen Akteuren bearbeitet und anschließend weiterverbreitet. Baerbock schien sich bei den Worten „ukrainisches Getreide“ verhaspelt zu haben. Diese Gelegenheit ließen sich kremlfreundliche Akteure jedoch nicht entgehen, um ein abgenutztes Desinformationsnarrativ darüber, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kokainabhängig sei, erneut zu verbreiten. Dies ist nicht das erste Mal, dass Baerbock ins Visier russischer Akteure gerät.

Präsident Selenskyj – ein wesentliches Element der kremlnahen Desinformation

Am 28. August haben RT Arabic und zwei seiner Mirror-Seiten einen Artikel veröffentlicht, in dem Douglas MacGregor, ein ehemaliger Colonel der US Army, behauptet, dass Selenskyj in der Zukunft aus der Ukraine fliehen werde. Um den Ursprung des Desinformationsnarrativs zu verbergen, wurde der Artikel von zahlreichen weiteren Kanälen weiterveröffentlicht, ohne dass auf RT Arabic Bezug genommen wurde. MacGregor ist zwar offen prorussisch, im ursprünglichen Artikel von RT Arabic wurde er jedoch nicht korrekt zitiert. Wichtiger ist jedoch, dass dieser Fall dem bekannten Muster folgt, nach dem kremlnahe Seiten Inhalte von RT Arabic teilen und dabei die Quelle verbergen.

Was Selenskyj anbelangt, war das aber noch nicht alles. Am 5. September hat ein Telegram-Post die angebliche Titelseite der französischen Zeitung Franc-Tireur gezeigt, auf der er in einem Haus abgebildet sein soll, das aus den Leichen ukrainischer Soldaten gebaut ist. Am nächsten Tag wurde das Bild von zehn weiteren Telegram-Kanälen weiterverbreitet und es hatte mindestens 279 000 Aufrufe. Das Bild wurde außerdem auf X (früher bekannt als Twitter) von mehreren Accounts sowie von VKontakte-Seiten und eigenständigen Websites geteilt. Wie Sie sicher bereits vermutet haben, war dieses Titelbild jedoch ein Fake. Die Redaktionsleitung der Zeitung sowie unabhängige Faktenprüfer haben rasch auf den Imitationsversuch hingewiesen.

Das belarussische Regime nimmt Polen ins Visier

Am 1. September hat ein Telegram-Account einen Screenshot gepostet, der einen angeblichen Beitrag der polnischen Streitkräfte auf X zeigt. Der X-Beitrag soll vom Tod eines Soldaten berichtet haben, dessen Leiche „Anzeichen eines gewaltsamen Todes“ aufgewiesen habe. Andere regimenahe Kanäle haben den Telegram-Beitrag mit dem Screenshot rasch weiterverbreitet, sodass dieser über 400 000-mal aufgerufen wurde.

Der Telegram-Beitrag implizierte, dass der Soldat ermordet wurde und das polnische Militär den ursprünglichen Beitrag gelöscht habe, um den Vorfall zu vertuschen. Zu diesem angeblichen Vorfall gibt es jedoch keinerlei Informationen. Der gefälschte Screenshot stammt allerdings von einem Telegram-Kanal aus Belarus und die betreffende Militäreinheit ist derzeit an der polnisch-belarussischen Grenze stationiert.

Dieser Beitrag passt zu dem allgemeinen Trend, dass Akteure, die dem belarussischen Regime nahestehen, in ihrer Informationsmanipulation Polen ins Visier nehmen. Am 6. September hat Radio Belarus einen Telegram-Kanal für ein polnischsprachiges Publikum eingerichtet. Außerdem besteht auch ein dazugehöriger YouTube-Kanal auf Polnisch, der bereits seit Ende August täglich Beiträge veröffentlicht. Radio Belarus wird von Belteleradio betrieben, einem belarussischen Regierungsunternehmen, das von der EU mit Sanktionen belegt wurde und dafür bekannt ist, regimenahe sowie kremlnahe Desinformation zu verbreiten.

Auch die russische Desinformation bezieht sich sowohl auf Polen als auch auf die Ukraine. Am 7. September hat ein Telegram-Account einen angeblichen Screenshot der beliebten polnischen Website Gratka.pl veröffentlicht, die einen Aufruf zeigen soll, ukrainische Bürger, die von der Mobilmachung betroffen sind, aufzuspüren und auszuweisen. Kremlnahe Kanäle auf Telegram und anderen Plattformen haben den gefälschten Screenshot eines Beitrags, der nie auf Gratka.pl erschienen ist, schnell weiterverbreitet, und er wurde über 117 000-mal aufgerufen.

Imitation ist nichts Neues. Der erste EAD-Bericht über Informationsmanipulation und Einflussnahme aus dem Ausland wurde im Februar 2023 veröffentlicht. Darin wurde Imitation als eine bei kremlnahen Akteuren beliebte Technik genannt. Dank der neuen Möglichkeiten, Bedrohungen zu beobachten und sich dabei neben Desinformationsnarrativen auf manipulatives Verhalten zu konzentrieren, können wir diese Art von Manipulation, die vom Kreml und seinen Verbündeten gegen Europa eingesetzt wird, nun erkennen und aufdecken.

Die oben genannten Vorfälle sollen uns auch daran erinnern, dass wir unseren Augen alleine nicht trauen können. Wenn wir nur einen kleinen Zweifel hegen, sollten wir die Quelle der Informationen immer prüfen.

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