„Gegen die fortlaufenden Desinformationskampagnen von Russland vorgehen“: acht Jahre EUvsDisinfo
Dies ist eine aktualisierte und erweiterte Version eines EUvsDisinfo-Artikels, der erstmals im April 2020 veröffentlicht wurde. Sie können den Originaltext hier lesen.
Mit diesem Artikel laden wir unsere Leser erneut zu einem Rundgang hinter die Kulissen der EUvsDisinfo-Website ein. Wir gehen durch einige Schlüsselmomente unserer Geschichte in einer sich ständig verändernden Bedrohungslandschaft, angefangen mit Russlands Aggression gegen die Ukraine im Jahr 2014 und der darauf folgenden Entscheidung der EU-Staats- und Regierungschefs, die East StratCom Task Force einzurichten. Wir reflektieren über die Lehren, die wir aus der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie und insbesondere der damit verbundenen „Infodemie“ gezogen haben. Gleichzeitig betrachten wir unsere Bemühungen, der russischen Desinformation und Informationsmanipulation entgegenzuwirken, insbesondere im Zusammenhang mit der brutalen und groß angelegten Invasion des Kremls in der Ukraine, die im Februar 2022 begann. Letztendlich ist die Entwicklung von EUvsDisinfo Teil einer größeren Geschichte, in der die Europäische Union ihre Reaktion auf die Bedrohung durch Informationsmanipulation und Einflussnahme aus dem Ausland (FIMI) verstärkt hat.
Ein einzigartiges Mandat
Am 19. und 20. März 2015 versammelten sich die Staats- und Regierungschefs der damals 28 EU-Länder in Brüssel zu einem Treffen. Eine der Entscheidungen, die die Teilnehmer dieses Gipfels zu Papier brachten lautet wie folgt:
Der Europäische Rat betonte die Notwendigkeit, Maßnahmen gegen die fortlaufenden Desinformationskampagnen Russlands zu ergreifen. Er forderte die Hohe Vertreterin auf, bis Juni in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und den EU-Institutionen einen Aktionsplan zur strategischen Kommunikation auszuarbeiten. Die Einrichtung eines Kommunikationsteams stellt einen ersten Schritt in diese Richtung dar.
Mit einer einstimmigen Entscheidung der höchsten Entscheidungsebene in der Europäischen Union, die Russland eindeutig als Quelle von Desinformation bezeichnete, erteilten die 28 Staats- und Regierungschefs ein starkes und einzigartiges Mandat für die künftige Arbeit der Task Force East StratCom. In den vergangenen Jahren hat die EU dieses Mandat bekräftigt und verstärkt.
In der Abteilung für Strategische Kommunikation und Informationsanalyse des EAD, dem diplomatischen Dienst der EU, wurde ein Expertenteam gebildet.. Mehr über die Aktivitäten der Abteilung Strategische Kommunikation, Task Forces und Informationsanalyse des EAD erfahren Sie hier.
Die Ukraine – das Hauptziel der russischen Desinformation
Bevor wir uns damit befassen, wie dieses politische Mandat in die Praxis umgesetzt wurde, ist es wichtig, uns an die damalige Situation im östlichen Teil des europäischen Kontinents zu erinnern.
Im Jahr 2014 – dem Jahr vor der Gründung des Teams – hatte ein europäisches Land zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg militärische Gewalt eingesetzt, um einen Nachbarn anzugreifen und ihm Land zu rauben: Russland hat die ukrainische Halbinsel Krim widerrechtlich annektiert. Von Russland unterstützte bewaffnete Separatistengruppen hatten die Kontrolle über Teile der Ostukraine übernommen und dadurch den Konflikt ausgelöst, der sich acht Jahre später in einer groß angelegten Invasion Russlands zuspitzte. Im Juli 2014 schossen von Russland unterstützte Separatisten mit einer russischen Rakete den Malaysia Airlines Flug MH17 mit 298 Menschen an Bord ab – darunter 80 Kinder und 196 niederländische Staatsangehörige.
Diese Ereignisse wurden von einer überwältigenden Desinformationskampagne begleitet. Unverblümte Lügen, die direkt vom Kreml verbreitet wurden und von einem riesigen Desinformations-Ökosystem unterstützt wurden, spielten eine zentrale Rolle in dieser Kampagne. Tatsächlich hat der Kreml die Informationsmanipulation in eine geopolitische Waffe verwandelt. Ihr Ziel war es in erster Linie, die Ukraine zu unterwandern und zu destabilisieren, indem sie Zweifel und Verwirrung sowohl vor Ort als auch in den Augen der internationalen Gemeinschaft säte.
Das Bild basiert auf dem Artikel 2021 EUvsDisinfo: Das Hauptziel des Kremls für Desinformation: KREMLFREUNDLICHE DESINFORMATION ÜBER UKRAINISCHE ZIELE | RUSSISCHES PUBLIKUM – Die Ukraine als Feind darstellen | UKRAINISCHES PUBLIKUM – Spalten und destabilisieren | INTERNATIONALES PUBLIKUM – | INTERNATIONALES PUBLIKUM – Russlands Aggression legitimieren | Basierend auf Recherchen des Ukraine Crisis Media Centre.
In jüngster Zeit haben wir gesehen, wie kremlfreundliche Desinformationen den Weg für Russlands groß angelegte Invasion in der Ukraine geebnet haben, (siehe auch hier), indem sie im Inland Unterstützung für den Krieg sammelten und zunehmend zu Gräueltaten in der Ukraine aufriefen und diese rechtfertigten. Gleichzeitig dringt das kremlfreundliche Desinformations-Ökosystem immer weiter in die Weltöffentlichkeit vor und nutzt Themen wie Nahrungsmittel- und Energiesicherheit, um die weltweite Unterstützung für die Ukraine zu unterwandern.
Antworten auf Desinformation: EUvsDisinfo Kampagnen zur Sensibilisierung
EUvsDisinfo ist eine der Antworten auf eine grundlegende Frage, die mit dem politischen Auftrag der EU-Spitzenpolitiker zusammenhängt: Wie kann man gegen Desinformation vorgehen?
Die EUvsDisinfo-Website und die Konten in den sozialen Medien basieren auf der Prämisse, dass die Sensibilisierung ein notwendiges (aber nicht das einzige [1]) Element der Bekämpfung von Desinformation ist. Wenn wir uns der Tatsache bewusst sind, dass nicht nur Russland, sondern auch andere ausländische Akteure Desinformationen als Waffe einsetzen, wenn wir die wichtigsten Desinformationstropen erkennen, wenn wir die gängigsten Manipulationstaktiken und -techniken kennen, wenn wir die Grundprinzipien der Faktenüberprüfung und der Verifizierung von Informationen (insbesondere im Internet) verstehen, dann stärken wir unsere Widerstandsfähigkeit!
EUvsDisinfo zielt darauf ab, grundlegende Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um diese Resilienz aufzubauen. Unsere Inhalte sind in mehreren Sprachen verfügbar, darunter Ukrainisch, Rumänisch, Russisch, Deutsch, Polnisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Georgisch, Armenisch, Aserbaidschanisch und in einigen Fällen auch Chinesisch.
Ein zentrales Instrument ist die Datenbank von EUvsDisinfo, eine öffentlich zugängliche und wachsende Sammlung von mehr als 15.000 Beispielen kremlfreundlicher Desinformation. Die Datenbankeinträge werden seit Ende 2015 gesammelt. Jeder einzelne Eintrag stellt ein individuelles Beispiel für kremlfreundliche Desinformation dar, d.h. Desinformation von Seiten, die mit dem Desinformations-Ökosystem des Kremls in Verbindung gebracht werden können, sei es aufgrund ihrer Finanzierung, ihrer staatlichen Kontrolle oder ihres manipulativen Online-Verhaltens. Die Datenbank gestattet zwar keine quantitative Erfassung von Desinformation, sie ermöglicht uns jedoch das Verfolgen von Trends und Themen, die vom Kreml zur Informationsmanipulation genutzt werden. Dadurch können wir die wichtigsten Desinformationstropen identifizieren.
Die EUvsDisinfo-Datenbank zeigt zum Beispiel, dass die unbegründete Anschuldigung, die Ukraine sei ein „Nazi-Staat“, die der Kreml als Hauptgrund für die groß angelegte Invasion im Jahr 2022 anführte, ein wiederkehrendes kremlfreundliches Narrativ der Desinformation ist. Die Datenbank enthält fast 600 Einträge aus dem Jahr 2015,, in denen die Ukraine ausdrücklich beschuldigt wird, ein „nazistischer/faschistischer“ Staat zu sein. In der Tat ist das Narrativ von den „Nazis“, die Russland umgeben, eines der wichtigsten kremlfreundlichen Desinformationsnarrative, zusammen mit den Narrativen „Die Eliten gegen das Volk“, „Bedrohte Werte“, „Verlorene Souveränität“, „Drohender Zusammenbruch“ und „Hahaganda“. Mehr darüber erfahren Sie auf der Website von EUvsDisinfo.
Basierend auf unserer kontinuierlichen Überwachung des kremlfreundlichen Desinformations-Ökosystems bietet EUvsDisinfo eine Reihe von öffentlich verfügbaren Produkten an. Dazu gehören:
Disinfo Review, ein wöchentlicher Newsletter, der die neuesten Trends der kremlfreundlichen Desinformation vorstellt. Sie können diesen jeden Donnerstagmorgen online lesen oder hier abonnieren.
Der LEARN-Bereich, eine Website, die wichtige Hilfsmittel zum Verstehen und Reagieren auf Desinformation bietet. Seit seinem Start im Jahr 2015 hat EUvsDisinfo fast 4.000 Inhalte produziert – Artikel, Interviews und Essays in 14 verschiedenen Sprachen. Es gibt eine Fülle von Informationen da draußen! LEARN ist eine zentrale Ressource, die dabei hilft, die wichtigsten Definitionen und Mechanismen der Desinformation zu verstehen. Außerdem finden sich hier Beispiele für Antworten und externe Ressourcen, um mehr zu erfahren.
Gastbeiträge. Die Bekämpfung von Desinformation erfordert einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, was bedeutet, dass keine einzelne Institution oder Organisation dies alleine tun kann. Und es gibt viele Faktenprüfer, Journalisten, Datenanalysten, Think Tanks und Aktivisten, deren Arbeit dazu beiträgt, die Bedrohung zu bekämpfen und unsere Gesellschaft Schritt für Schritt widerstandsfähiger zu machen. Gastbeiträge auf EUvsDisinfo enthalten einige Beispiele für diese wichtige Arbeit, wie z. Bsp. von einem ukrainischen Forscher, der recherchiert, wie Russland seine Taktiken der Informationsmanipulation anpasst, um seinen brutalen Krieg zu führen, bis hin zu einem internationalen Think Tank, der untersucht, wie die Kommunistische Partei Chinas Informationsmanipulation einsetzt, um die internationale Wahrnehmung der Politik Pekings in Xinjiang zu beeinflussen.
Darüber hinaus finden Sie spezielle Themenrubriken, in denen wir uns mit Fragen wie der Wahlbeeinflussung oder der Analyse von Desinformationen befassen, die speziell auf die Initiative der Östlichen Partnerschaft , die demokratischen Kräfte in Belarus und der Ukraine und andere Themen ausgerichtet sind.
Untersuchungen und Berichte steht für eine einzigartige Sammlung, die eine Vielzahl von Untersuchungen, Artikeln und Berichten Dritter über kremlfreundliche Desinformation enthält. Ganz gleich, ob Sie sich für eine allgemeine Einführung interessieren, etwas über die Versuche des Kremls, sich in Wahlen einzumischen, erfahren möchten oder untersuchen möchten, wie eine einzige Falschmeldung über ein weites Netz von Websites verbreitet wird: hier ist der richtige Ort dafür.
Eine wachsende Bedrohung und verbesserte Reaktionen
Die Bedrohungslandschaft im Bereich der Desinformation entwickelt sich ständig weiter. Das gilt auch für unser Verständnis der Bedrohung und unsere Reaktionen darauf, wenn wir einen Vorsprung behalten wollen.
China – Ein weiterer Akteur der Desinformation
Es ist klar, dass Russland nicht der einzige ausländische Akteur ist, der Desinformation und Informationsmanipulation mit (geo)politischen Zielen betreibt.
In der Gemeinsamen Mitteilung zur Bekämpfung von Covid-19-Desinformation, die auf dem Höhepunkt der Infodemie im Juni 2020 veröffentlicht wurde, erklärte die EU eindeutig, dass:
bestimmte Drittländer, insbesondere Russland und China, gezielte Beeinflussungsmaßnahmen und Desinformationskampagnen im Zusammenhang mit COVID-19 in der EU, ihrer Nachbarschaft und weltweit durchgeführt haben, um die demokratische Debatte zu untergraben, die soziale Polarisierung zu verschärfen und ihr eigenes Image im Zusammenhang mit COVID-19 zu verbessern.
China hat sich zu einem Akteur der Informationsmanipulation und Desinformation entwickelt und verfügt über ein vielfältiges Arsenal an Taktiken, auch wenn sich seine Methoden von denen Russlands unterscheiden. Nichtsdestotrotz hat EUvsDisinfo dokumentiert, wie bestimmte Desinformationsnarrative zwischen kremlfreundlichen und chinesischen Desinformationsnetzwerken konvergiert haben.
Chinesische, staatlich kontrollierte Medien und offizielle soziale Medienkanäle haben ausgewählte kremlfreundliche Verschwörungsnarrative verstärkt. Dazu gehört insbesondere die Verbreitung einer Verschwörungstheorie über „von den Amerikanern finanzierte Geheimlabore“, die vorgeblich Russland umgeben und in denen angeblich biologische Waffen hergestellt werden. Dies ist eine alte kremlfreundliche Desinformationstaktik, die während der Pandemie und in jüngster Zeit als weiterer Versuch des Kremls, seine Invasion in der Ukraine zu rechtfertigen, wiederbelebt wurde. Der Krieg Russlands in der Ukraine hat weitere Beweise für die Konvergenz zwischen China und Russland in der Informationsumgebung geliefert. Dabei verstärkten chinesische Akteure auch Desinformationsnarrative, die die Ukraine als “Nazi”-Staat darstellten.
Das kremlfreundliche Ökosystem der Informationsmanipulation hat auch begierig Chinas Erklärungen verstärkt, die Russland von jeglicher Verantwortung für die Aggression gegen die Ukraine freisprechen, etwas, das wir seit den ersten Tagen des Krieges beobachtet haben.
Diese und andere Beispiele für die Konvergenz zwischen den Desinformationsaktivitäten Russlands und Chinas werden in einem eigenen Abschnitt über China auf EUvsDisinfo behandelt (einige EUvsDisinfo-Texte sind auch auf Chinesisch verfügbar).
Neue Terminologie und Betonung auf Daten
Es wurde schon viel über Internet-Trolle (ganze Fabriken von ihnen!) und Bots als Verstärker und Verbreiter von Desinformationen gesagt und geschrieben. Vielleicht sind wir im Laufe der Jahre besser darin geworden, sie zu erkennen, oder zumindest aufmerksamer. Aber heutzutage muss man auch die Risiken bedenken, die generative KI und ähnliche Technologien mit sich bringen können, einschließlich der Verbreitung von Desinformationen.
Natürlich beschränken sich Betrug und Manipulation nicht auf falsche Informationen oder irreführende Inhalte. Desinformationsbotschaften können sich stupide wiederholen. Manipulatives Verhalten, insbesondere online, entwickelt sich jedoch ständig weiter. Deshalb müssen wir nicht nur auf den irreführenden und/oder falschen Inhalt achten, sondern auch darauf, wie sich die Desinformationsakteure verhalten.
Die Richtung, die unsere Arbeit einschlägt, hängt sehr stark von den Definitionen und Ansätzen ab, die wir verwenden. Aus diesem Grund betrachten wir Desinformation zunehmend als Teil einer umfassenderen manipulativen Aktivität – Informationsmanipulation und Einflussnahme aus dem Ausland, oder FIMI.
Informationsmanipulation und Einflussnahme aus dem Ausland bezieht sich auf ein Muster von manipulativem Verhalten im Informationsbereich, das Werte, Verfahren und politische Prozesse bedroht. Solche Aktivitäten sind manipulativ, wenn auch in der Regel nicht illegal, und werden in einer absichtlichen und koordinierten Weise durchgeführt, oft in Verbindung mit anderen hybriden Aktivitäten. Sie können von staatlichen oder nicht-staatlichen Akteuren und ihren Stellvertretern betrieben werden.
Die Betrachtung von Desinformation, oder besser gesagt von Informationsmanipulation, aus der Perspektive des Verhaltens – oder wie Desinformation erzeugt, verbreitet und verstärkt wird – ermöglicht neue Methoden der Früherkennung und Analyse. Es erweitert unser Verständnis darüber, wie Desinformation funktioniert. Sie zeigt zum Beispiel, wie eine jüngste kremlfreundliche Falschmeldung – die Behauptung, „ukrainische Nationalisten“ hätten eine russisch-orthodoxe Kirche angezündet – unter Verwendung eines alten Videos erstellt und dann unter einem erfundenen Kontext in den sozialen Medien (Telegram) verbreitet wurde, bevor sie in den staatlich kontrollierten belarussischen und russischen Fernsehsendern gezeigt wurde. Oder sie er kann zeigen, wie offizielle russische diplomatische Konten auf Twitter nach Russlands Einmarsch in der Ukraine zu einem integralen Bestandteil des kremlfreundlichen Desinformationsnetzwerks wurden.
Diese und ähnliche Erkenntnisse werden von einem speziellen Datenteam innerhalb des EAD geliefert, das auf das Aufspüren manipulativer Desinformationstaktiken und -techniken spezialisiert ist. Die Ergebnisse des Datenteams vermitteln ein umfassenderes und klareres Bild der Desinformationslandschaft und ermöglichen bessere Reaktionen. Sie fließen auch in die Arbeit von EUvsDisinfo ein und spiegeln sich in unseren Produkten wider, einschließlich des wöchentlich erscheinenden Disinformation Review.
Mehr über unseren Ansatz und die Verhaltensaspekte von Desinformationsakteuren erfahren Sie im ersten EAD-Bericht über FIMI-Bedrohungen.
Das große Ganze
Die 2015 ins Leben gerufene Initiative EUvsDisinfo war eine der ersten Reaktionen der EU auf Desinformation, ausländische Informationsmanipulation und Einmischung. Heute ist die Situation anders: Die Abteilung Strategische Kommunikation, Task Forces und Informationsanalyse des EAD, in der EUvsDisinfo angesiedelt, ist im Laufe der Jahre gewachsen, hat sich weiterentwickelt und unterstützt die EU bei der Bewältigung verschiedener Aspekte der FIMI in ihrem Umfeld und weltweit. Die Abteilung verfügt neben der East Stratcom Task Force über Task Forces für den westlichen Balkan und die MENA-Region sowie über ein spezielles Datenanalyse-Team und ein Team, das für Politik, Strategie und globale Prioritäten zuständig ist, einschließlich Experten für FIMI-Aktivitäten im Zusammenhang mit den chinesischen Behörden.
Die Bekämpfung ausländischer Informationsmanipulation und -einmischung, einschließlich Desinformation, steht ganz oben auf der politischen Agenda der EU. Zahlreiche politische Dokumente, wie der Europäische Aktionsplan für Demokratie (2020), bekräftigen und verstärken das Engagement und die Bemühungen der EU, gegen ausländische Informationsmanipulation und Einmischung vorzugehen und so die Sicherheit der EU, insbesondere gegen hybride Bedrohungen, zu stärken.
Unter den politischen Dokumenten der EU ist der Strategische Kompass (2022) hervorzuheben, gefolgt von den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates (Juni 2022), in denen sich die EU klar dazu verpflichtet, eine Toolbox zu entwickeln, um gegen ausländische Informationsmanipulation und -einmischung vorzugehen. Mit anderen Worten: Die EU ist entschlossen, eine Reihe von Instrumenten zur Verhinderung und Bekämpfung von FIMI, einschließlich Desinformation, weiter zu verbessern und anzuwenden. Doch welche Instrumente stehen der EU konkret zur Verfügung?
Im Großen und Ganzen lassen sich die Tools der EU zur Bekämpfung der FIMI in vier verschiedene, aber eng miteinander verbundene Kategorien einteilen, die sich gegenseitig verstärken.
Abbildung der EU-FIMI-Toolbox: Diplomatische Reaktionen | Situationsbewusstsein | Disruption & Regulierung | Resilienzaufbau.
An erster Stelle steht das Situationsbewusstsein, das sicherstellt, dass wir die Bedrohungen, die Akteure und ihren Modus Operandi genau kennen. Der Informationsaustausch zwischen den EU-Institutionen, den Mitgliedstaaten, aber auch der Zivilgesellschaft, Wissenschaftlern und internationalen Partnern ist in dieser Hinsicht von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund entwickelt der EAD ein Zentrum für den Austausch und die Analyse von FIMI-Informationen, neben anderen bereits bestehenden Kanälen, wie dem Schnellwarnsystem.
Der Resilienzaufbau ist ein weiteres entscheidendes Element der EU-Bemühungen zur Bekämpfung der FIMI, insbesondere auf lange Sicht. Er umfasst Maßnahmen wie die Bildung in digitaler Kompetenz und Medienkompetenz, die Unterstützung unabhängiger Medien und der Zivilgesellschaft sowie strategische Kommunikation und Sensibilisierung. Ein Großteil der EUvsDisinfo-Aktivitäten fällt in diese Kategorie!
Disruption und Regulierung spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, den privaten Sektor – Unternehmen wie Social-Media-Firmen – zu mobilisieren, damit sie Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass ihre Plattformen nicht für FIMI-Aktivitäten missbraucht werden. In dieser Hinsicht ist das Gesetz über digitale Dienste (DSA) der EU ein wichtiger Meilenstein, da er eindeutige rechtliche Verpflichtungen für Online- und soziale Medienplattformen festlegt, um den Missbrauch ihrer Systeme zu verhindern, einschließlich der Eindämmung von Risiken wie Desinformation oder Wahlmanipulation. Dies ist die erste Verordnung dieser Art weltweit.
Schließlich verfügt die EU auch über diplomatische Mittel, um gegen die FIMI vorzugehen, und die russische groß angelegte Invasion in der Ukraine hat die Bedeutung dieser Instrumente – Sanktionen, aber auch öffentliche Erklärungen, Demarchen usw. – deutlich gemacht. Nach der Invasion beschloss die EU rasch und einstimmig Sanktionen gegen die Täuschungswaffen des Kremls: Sputnik und RT, und später auch andere russische Staatskanäle: RTR Planeta, Rossija 24, Rossija 1, TV Centre International, NTV/NTV Mir, REN TV, Pervyi Kanal. (Alle diese Länder sind in der Datenbank EUvsDisinfo gut vertreten).
Ihre Übertragungstätigkeiten in der EU wurden dringlich ausgesetzt, bis der Kreml seine Aggression gegen die Ukraine beendet und Russland seine Desinformations- und Informationsmanipulationsaktivitäten gegen die EU und ihre Mitgliedstaaten einstellt. Die EU hat zudem restriktive Maßnahmen gegen mehrere Dutzend Personen ergriffen, die durch ihre Unterstützung und Verbreitung von Desinformationen die Handlungen und Politiken Russlands unterstützen, welche die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben. Es handelt sich dabei um außergewöhnliche, gezielte und zeitlich begrenzte Maßnahmen, die in einem ganz bestimmten, noch nie dagewesenen Kontext ergriffen wurden – der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine.
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Das breite Spektrum an Instrumenten in der Toolbox der EU zur Bekämpfung ausländischer Informationsmanipulation und -einmischung spiegelt eine einfache Tatsache wider: Um dieser sich ständig weiterentwickelnden Bedrohung zu begegnen, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der Regierungen, Privatunternehmen und die Gesellschaft einbezieht. Niemand kann das alleine schaffen.
Die Sensibilisierung ist ein Teil des Puzzles in diesem Gesamtbild, und EUvsDisinfo bleibt seinem Auftrag verpflichtet. Im Jahr 2022, dem Jahr, in dem Russland eine groß angelegte Invasion in der Ukraine startete, besuchten über 2,7 Millionen Menschen EUvsDisinfo. Weitere Millionen (genauer gesagt rund 19 Millionen) sind über soziale Medien wie Facebook, Twitter, LinkedIn und Youtube mit uns verbunden. Gehören Sie in diesem Jahr dazu?
Siehe auch:
Bericht über die Aktivitäten des EAD zur Bekämpfung der FIMI 2022
Fragen und Antworten zur East StratCom Task Force
[1] Die East Stratcom Task Force selbst ist für mehrere Arbeitsbereiche zuständig, darunter die Stärkung der EU-eigenen Kommunikation und der freien Medien in der EU-Nachbarschaft, wobei der Schwerpunkt auf den Ländern der Östlichen Partnerschaft liegt. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt „Das große Ganze“.